|
39
ihre Lange so und so viele Millimeter beträgt, was für eine Schriftart sie sind, und die man, falls sie Handschrift wären, auch graphologisch untersuchen könnte usw. Von derartigen realen Gegenständen ist diese Zeitschrift und sind die Bücher der Welt voll. Wir wollen nun sagen, daß die Bedeutung eines Graphems ,Wörter' wie dieses im ersten Satz ein Gegenstand von nulltem Typus der logischen Hierarchie ist. Diese Gegenstände (also einige linguistische Wörter) werden wir von hier an, um die Vieldeutigkeit des Wortes und des bisherigen Begriffes ,Wort' zu vermeiden, durch das Symbol ,Tisch o t' (gelesen ,Tisch Null t') bzw. ,Wort o t' (usw. in entsprechender Weise) bezeichnen, welche Symbole in bestimmten Fällen in der linguistischen Literatur mit dem Wort ,Wort' identisch sind, und von denen jedes also immer ein bestimmtes oder irgendein einzelnes Graphem ,Tisch' bzw. ,Wort' (usw.) oder, wenn die Phonemsprache zur Untersuchung steht, ein bestimmtes oder irgendein einzelnes Phonem ,Tisch' bzw. ,Wort' (usw.) bedeutet. Aus einer solchen Gebrauchsdefinition folgt u. a., daß, wenn wir ein bestimmtes, einzelnes Graphem (oder Phonem) ,Tisch o t' wieder bezeichnen wollen, seine Bezeichnung etwa die folgende sein würde: ,Tisch o t o t' oder ,Tisch o t2'.
Die vier oben als Beispiele gedruckten Grapheme gehören in eine Klasse, die als Elemente alle Grapheme (und Phoneme) von nulltem Typus umfaßt, und die wir durch das Symbol {Wort} bezeichnen wollen. Das heißt also, daß

Denn durch Wort t o bezeichnen wir Žin bestimmtes oder irgendein einzelnes Graphem (bzw. Phonem) oder m. a. W. ,ein Wort von
40
nulltem Typus' und durch Wort o t ein bestimmtes oder irgendein einzelnes Graphem (bzw. Phonem) ,Wort' oder ein Wort,Wort' von nulltem Typus". Eigenschaften der Wörter von nulltem Typus sind u.a., daß sie und nur sie etwas bezeichnen können, und daß man sie nicht lexikographisch ordnen kann. Die Klasse {Wort} ist kein linguistisches Wort, aber einige Teilmengen von ihr sind, wie wir im nächsten Absatz sehen werden, bekannte Wörter in der Linguistik. Man könnte vielleicht besser sagen, daß die Klasse {Wort} ein logischer Begriff ist, der in der Literatur bisweilen mit einem Graphem ,Wort' oder (wenn sie in einer bestimmten Relation vorgestellt wird) mit einem Graphem ,Wortes' usw. bezeichnet wird. Ebenso wie die Menge der Menschen kein Mensch ist, obgleich man von ihr oft ein Graphem ,Mensch' oder ein Graphem ,Menschen' usw. benutzt, so verhält es sich auch hier in entsprechender Weile. Wir werden auch gleich sehen, daß es noch andere Klassen als die Klasse {Wort} gibt, die man unter die logischen Begriffe ,Wort' rechnen muß.
In dem Satz 2.) aber, den wir einige Absätze weiter oben als Beispiel benutzt haben, bedeutet das Graphem ,Wörter' keine Gegenstände von nulltem Typus, also keine Grapheme oder keine Phoneme, die die Eigenschaften der sogenannten Realität besitzen, sondern die Menge aller Grapheme ,Tisch' bzw. ,Wort'. Ein bestimmtes Graphem ,Wörter' kann also zweitens bezeichnen eine Menge, deren Elemente die Grapheme,Tisch' oder eine Menge, deren Elemente die Grapheme ,Wort' sind, und nicht nur die hier auf der genannten Stelle gedruckten, sondern auch alle anderen Grapheme ,Tisch' bzw. ,Wort', die der Realität angehören. Die Klasse aller Grapheme ,Tisch' und die Klasse aller Grapheme ,Wort' (der Grapheme ,Apfel', ,kommen', ,als' usf. ad infinitum) werden wir im folgenden durch ,Tisch I t', ,Wort I t' usw. bezeichnen. Gegenstände dieser Art sind, wie man leicht bemerkt, linguistische Begriffe, wie z. B. der Nominativ ,Tisch', der Nominativ ,Wort', der Infinitiv ,kommen' usf. Der als Beispiel angeführte Satz sagt aus, daß an der genannten Stelle Elemente zweier solcher Klassen auftreten. Aufzählung der Eigenschaften, die diese Klassen besitzen, ist Sache der Linguistik. Bezüglich einer sozusagen negativen Eigenschaft möchten wir hier eine Bemerkung machen, daß nämlich solche Klassen nichts bezeichnen, also keine Bedeutung haben oder je haben können.Man kann durch unsere Bezeichnungsweile weitere Zeichenklassen bilden. Durch ,Tisch I t o t' bezeichnen wir ein bestimmtes oder irgendein einzelnes Zeichen ,Tisch I t' von nulltem Typus. Die Klasse dieser Zeichen wird durch ,Tilch I t I t' oder kürzer durch
41
,Tisch I t2' bezeichnet5). Solche Zeichenklassen sind natürlich keine Wörter.Fernerhin ermöglicht unsere Bezeichnungsweise, wie oben gesagt, daß man z. B. mit den Klassen ,Tisch I t' und ,Wort I t' die Nominative Tisch und Wort streng definieren kann.
Die zwei Wörter, von denen in unserm zweiten Beispielsatz die Rede ist, gehören als Elemente in eine Klasse, die unter anderem alle Biegungsformen als Elemente enthält (also solche Elemente wie: Tisch I t, Tisches I t, Tische I t, Wort I t, Wörter I t usw.). Wir werden diese Klasse folgendermaßen bezeichnen: {{Wort}}. Unter Benutzung dieser Bezeichnungsweise können wir schreiben:

Der Klasse {{Wort}} gehören somit nur diejenigen Teilklassen der Klasse {Wort} an, die in der Linguistik gerade Wörter genannt werden, nämlich die einzelnen Biegungsformen. Natürlich wird diese Klasse {{Wort}} ebenso wie die Klasse {Wort} bisweilen durch das Wort ,Wort' bezeichnet, besonders in der linguistischen Literatur. Es gibt also einige einzelne Elemente der Klassen Wort I t, Wörter I t, Wortes I t usw., die als Bedeutung die Klasse {Wort} oder {{Wort}} haben.
________
5) Von einer weiteren Durchführung dieser Bezeichnungsweise hat Uuno Saarnio in einer in Vorbereitung befindlichen Untersuchung ,Über die transfinite Zahl Symbolum' Gebrauch gemacht.
42
Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, daß, wie die Klasse {Wort}, so auch die Klasse {{Wort}} kein Wort mehr, sondern ein neuer Begriff unter den Begriffen ,Wort' ist. Daß diese Begriffe von den Wörtern ,Wort' (z. B. Wort I t) verschieden sind, bemerkt man, wenn man z. B. bedenkt, daß die Klassen {Wort} und Tisch I t gemeinsame Elemente haben, aber nie {Wort} und {Tisch}. Und weiter können wir feststellen, daß die Zeichen {Wort} und {mot} identisch sind. Also

Diese Klassen können nicht ein einziges Element gemeinsam haben. Es ist somit wichtig, daß Graphem bzw. Phonem ,Wort', die Wörter ,Wort' (Wort I t und Wort 2 t) und die Begriffe ,Wort' ({Wort}, {{Wort}} und das ein wenig später vorkommende {{{Wort}}}) zu unterscheiden und sie verschieden zu definieren.
Wenn wir unsere Begriffsbildungen mit den Gedanken von de S a u s s u r e vergleichen, so bemerken wir, daß wir das Graphem anders definieren als er, aber wenn wir die erreichten Ergebnisse auf die Phonemsprache beziehen und also von Phonemen sprechen, so ist d e S a u s s u r e s l'unité concrète identisch mit unserem Phonem. In unserem zweiten Beispielsatz wird auch von Wörtern gesprochen, aber von den Bedeutungen des Graphems ,Wörter' an jener Stelle hat d e S a u s s u r e nichts erwähnt.
17. Wir können jedoch weiter gehen auf diesem Wege. Wir schreiben wieder: Tisch Tisches Tische oder Wort Wortes Worte Wörter und über diese beiden Gruppen von Graphemen können wir die folgenden wahren Aussagen machen: I.) In der zweiten Zeile dieses Absatzes stehen kursiv gedruckt drei bzw. vier Wörter (nämlich drei bzw. vier Grapheme, die und die, sie sind den Augen sichtbar), und 2.) in der zweiten Zeile dieses Absatzes steht kursiv gedruckt dasselbe Wort dreimal bzw. viermal. Die obigen Elemente der Klassen Wörter I t (in dem ersten Satz) und Wort I t (in dem zweiten Satz) bezeichnen wieder verschiedene Gegenstände. Die Bedeutung des Graphems ,Wörter' in dem ersten Satz ist durch die obigen Ausführungen bereits bekannt. Grapheme oder Wörter von nulltem Typus sind seine Bedeutung (tatsächlich sehen wir an der genannten
43
Stelle drei bzw. vier getrennte, in die sogenannte Realität gehörende Gebilde).
Im zweiten Satz dagegen wird durch das Graphem ,Wort' etwas anderes bezeichnet, nämlich eine Klasse bestimmter Graphemklassen, eine Klasse, deren Elemente diejenigen Klassen sind, die wir mit Tisch I t, Tisches I t, Tische I t, Tischen I t (oder eine Klasse, deren Elemente wir mit Wort I t, Wortes I t, Wörter I t, Worte I t, Worten I t, Wörtern I t) bezeichnet haben. Für eine solche Klasse wollen wir die Bezeichnung ,Tisch1 2 t' bzw. ,Wort z t' benutzen. Diese Klassen Tisch 2 t und Wort 2 t (usw.) sind Teilklassen der Klasse {{Wort}}. Also:

Die Klasse Tisch 2 t bzw. Wort 2 t ist durch eine linguistische Definition bestimmt. Diese Definition besagt, was für sogenannte Formen des Wortes (d. h. Klassen von Realitätsgraphemen Tisch t, Tisches I t usw., bzw. Wort I t, Wortes I t usw.) in sie als Elemente gehören.
18. Bisher haben wir als Bedeutung für die Elemente der Klassen Wort I t, Wortes I t usw. Gegenstände von drei verschiedenen Typen der logischen Hierarchie erhalten: I. Die Bedeutungen, die von nulltem Typus sind, und die aus Graphemen (und Phonemen) bestehen. Solche Gegenstände können wir lesen, wir sind imstande sie wenigstens zu sehen, wir können sie in gewissen Fällen graphologisch untersuchen, messen usw., meistens besitzen wir weiter die Fähigkeit sie zu schreiben. In diese Gegenstandssphäre gehörende Phoneme können wir hören, sie sind oft Objekte phonetischer Untersuchungen, in ihnen kann man ferner den physischen Ausdruck des Sprechenden spüren usw. Diese Wörter von nulltem Typus und nur diese Wörter können was sehr wichtig zu bemerken istsyntaktische Gebrauchsdefinitionen und Bedeutungen haben.2. Die Bedeutungen, die von erstem Typus sind, und die aus bestimmten Klassen von Graphemen und Phonemen bestehen. Die genaue Bestimmung, was für Elemente jede von diesen Klassen enthält, ist eine spezialwissenschaftliche Frage
44
und interessiert uns nicht weiter in diesem Zusammenhang. Aber auch ohne spezielle linguistische Untersuchung können wir genug gemeinsame allgemeine Eigenschaften feststellen, um z. B. zu bestimmen, daß die Grapheme Tisch und Tisch zu derselben Klasse gehören. Diese Klasse bezeichnen wir, wie gesagt, durch Tisch I t. Ebenso können wir bestimmen, daß Tisches und Tisches und weiter Tische und Tische oder auch Worte und Worte paarweise ihren eigenen Klassen angehören. Die gemeinten Klassen bezeichnen wir durch Tisches I t, Tische I t und Worte I t. Diese und die anderen Klassen von diesem Typus besitzen keine gemeinsamen Eigenschaften mit den Wörtern von nulltem Typus, d. h. u. a. auch, daß sie keine syntaktischen Gebrauchsdefinitionen haben, weil wir von ihnen keinerlei Gebrauch zum Bezeichnen machen können, daß sie nichts bedeuten, und daß man sie weder lesen noch schreiben kann. Die Individuen der Sprachgeschichte sind meistens Wörter von diesem Typus. Wir heben noch hervor, daß diese ,Wörter' durch einige Wörter von nulltem Typus oder, genauer gesagt, durch die Elemente z. B. der Klassen Tisch I t, Wort I t bezeichnet werden. In diesem Artikel bezeichnen wir z. B. die in den Beispielsätzen erwähnten Wörter gemäß der obigen exakten Definition der Wörter durch die Elemente der Klassen Tisch I t2, Wort I t2.3. Die Bedeutungen der Grapheme ,Wort', ,Wortes' usw., die von zweitem Typus sind, und die aus einigen in der Linguistik näher zu bestimmenden Klassen bestehen, welcher die Wörter von erstem Typus als Elemente angehören. Diese Klassen sind die Wörter vom zweiten Typus der logischen Hierarchie und werden von uns z. B. durch Tisch 2 t und Wort 2 t bezeichnet. Sie besitzen natürlich keinerlei Realität, sie sind noch abstrakter als die vorhergenannten und haben keine Eigenschaften mit diesen gemeinsam. Von den wichtigsten Eigenschaften dieser Wörter nennen wir die Flexierbarkeit und Nicht-Flexierbarkeit (jene bedeutet, daß ein Wort von zweitem Typus als Klasse mehr als ein Element enthält, z. B. Tisch 2 t, und diese, daß es nur ein Element enthält, z. B. und 2 t). Oft ist eine Biegungsform von verschiedenen Wörtern eine und dieselbe Klasse der Wörter von nulltem Typus, z. B. ,Arme I t', die zugleich ein Nom. Sing. und ein Nom. Plur. ist, oder ,verraten I t', die einen Infinitiv im Deutschen und eine Infinitivform im Finnischen darstellt. Dies bedeutet, daß die Wörter von zweitem Typus gemeinsame Elemente haben, sie sind also nicht fremd zueinander. Dagegen sind die Wörter von erstem Typus immer elementefremd. Es ist klar, daß Wörter, die von zweitem Typus sind, ebenfalls nichts
45
bezeichnen können. Die genauere Untersuchung der Eigenschaften dieser Wörter ist Aufgabe der Linguistik. In dieser Wissenschaft bezeichnet man sie einfach durch ein Graphem (bzw. Phonem) ,Wort', z. B. wenn angegeben wird, daß dieses und dieses Wort so und so dekliniert. Es sei noch erwähnt, daß diese Wörter die sprachlichen Gegenstände bilden, die in den Wörterbüchern meistens übersetzt werden, d. h. in den Wörterbüchern sind mit den Graphemen an erster Stelle Wörter von zweitem Typus und mit denen an zweiter Stelle einige andere Wörter des zweiten Typus, deren Elemente in einer anderen Sprache enthalten sind, gemeint. Diese Grapheme an erster und zweiter Stelle bezeichnen nicht ein und dasselbe, sondern sie bezeichnen Wörter von zweitem Typus, deren Elemente der Elemente meistens ein und dasselbe bezeichnen.
19. Mit der Aufzählung der genannten Bedeutungen des Graphems ,Wort' (oder genauer gesagt der Elemente der Klasse Wort I t) haben wir aber noch nicht alle Bedeutungen dieses Graphems erschöpfend behandelt. Eine neue Bedeutung erhalten wir nämlich, wenn wir untersuchen, was ein Element der Klasse Wort I t in den folgenden Beispielsätzen bezeichnet: ,Apfel ist ein Wort', ,Tisch ist ein Wort', ,der ist ein Wort', ,Wort ist ein Wort' usw. (genauer wären diese Sätze zu schreiben: ,Apfel 2 t ist ein Wort', ,Tisch 2 t ist ein Wort' usw.). In diesen und ähnlichen Beispielsätzen wenden wir das Graphem ,Wort' für eine Bedeutung an, welche eine Klasse von drittem Typus ist, deren Elemente die Wörter von zweitem Typus (Tisch 2 t usw.) sind. Wir bezeichnen diese Klasse durch {{{Wort}}} oder durch ,Wort t 3'. Das mit den Symbolen Tisch o t, Tisch I t, Tisch 2 t in analoger Weise gebildete Symbol Tisch 3 t bzw. Wort 3 t kann hier nicht verwendet werden, weil dieses kein Wort mehr bezeichnet. Durch linguistische Definitionen kann man die Wörter von zweitem Typus genau von allen übrigen Gegenständen unterscheiden, und damit ist die Klasse {{{Wort}}} gebildet. Die Definition der gemeinsamen Eigenschaften der Wörter von zweitem Typus ist die Definition der Klasse {{{Wort}}}. Wir haben also z. B.

Es braucht kaum gesagt zu werden, daß diese Bedeutung des Graphems ,Wort' bei d e S a u s s u r e nicht erwähnt wird.
(Schluß folgt.)
|